Das bewusste Leben auf dem Lande

FamKirsten2

Ein Leserbrief: Anhand dieses Briefes möchten wir, Fam. Kirsten, einen Einblick in unsere Beweggründe geben, warum wir überhaupt auf dem Lande sesshaft geworden sind.

Wir waren schon als Kinder begeisterte Freunde der ländlichen Umgebung. Die endlos scheinenden Sommer, das Spielen in Wald und Flur egal bei welchem Wetter und die kalten schneereichen Winter – an all dies erinnert sich vermutlich jedes Dorfkind gleichermaßen gut. Jene glücklichen Lebensabschnitte prägten auch uns und so reifte in uns der Wunsch, wieder auf ein Dorf zu ziehen. Zur Erklärung möchten wir vorausschicken, dass uns das Arbeitsleben in die Stadt getrieben hatte. Wir haben alle Annehmlichkeiten einer großen Stadt versucht zu nutzen, doch spätestens mit Beginn unserer Familienplanung wuchs zunehmend das Verlangen nach einer ländlichen Idylle. Klar hatten wir in einer geräumigen Mietwohnung wenige Verpflichtungen und die Wohnungsgröße gab uns allen Freiraum, um auch in einer Stadt gut leben zu können. Doch irgendetwas fehlte, sei es die oftmals genannte Ruhe, der Ausgleich zur Arbeit oder die Eingliederung in eine Gemeinschaft, welche der Anonymität der Stadt gegenübersteht. Ein noch viel weitreichenderer Grund war in unserem Fall die Wahl des Umfeldes für das Aufwachsen unserer Kinder. Dies spielte, über unsere eigenen Wünsche hinaus, die größte Rolle bei der Wahl unseres Wohnsitzes. Wir wollten weg von stark befahrenden Straßen mit ihrem Lärm und Abgasen. Es war uns wichtig, dass unsere Kinder direkt vor der Tür in der Natur spielen können und nicht in Begleitung zu einem Spielplatz geführt und beaufsichtigt werden müssen. Es sollte ein möglichst natürliches Umfeld mit viel Freiraum und ohne verkehrstechnische Gefahren sein. Wie wir damals, sollen auch unsere Kinder in möglichst kleine Kindergärten und Grundschulen in einem der näheren Dörfer gehen, um nicht frühzeitig von Trubel, Lärm und Hektik, so wie sie oftmals in Städten vorkommen, geprägt werden.

Die Zeit war also reif für eine grundlegende Veränderung unseres Lebens, weg von der Jagd nach Unterhaltung und Luxusartikeln in der Stadt, hin zu einem viel essentielleren Bedürfnis. Diese Erkenntnis reifte über die gesamte Phase des Ankommens am neuen Lebensmittelpunkt. Die Kleinstadt Nossen mit seinen ländlichen Strukturen, sowie die strategisch günstige Anbindung an alle großen Städte Sachsens, ermutigte uns 2009 einen leerstehenden Dreiseitenhof in einem der kleinsten Dörfer der Gemeinde Nossen zu erwerben. Wir, damals noch kinderlos, wurden mit Slogans wie: „Wo Werte wachsen!“ auf unseren bevorstehenden Lebenswandel vorbereitet. Der Weg aus einer Stadt auf ein Dorf mit um die zwanzig Einwohner erscheint vielen schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Für uns war es das, was wir immer wollten. 2011 wurde unser Sohn geboren und wir zogen in unsere neue Heimat. Der Umzug aufs Land eröffnete uns völlig neue Betätigungsfelder und wir wuchsen mit unseren Aufgaben. Der Kontakt zur Natur begeistert uns immer wieder. Wir erleben kleine Veränderungen in unserem Umfeld jetzt nicht mehr abgeschirmt in einer Wohnung, sondern sind vielmehr ein Teil im Wechsel der Jahreszeiten. Mit dem Familienzuwachs wurden wir in unserer Entscheidung für das Landleben bestärkt, da sich die umgebende Ruhe nach unserer Meinung sehr positiv auf die Kindesentwicklung auswirkt. Unser Sohn ist nun drei Jahre und das Schönste für ihn ist das hautnah Miterlebten der Landtechnik auf den Feldern. Auch im Kindergarten ist das größte Highlight die Traktoren und Erntemaschinen am Gartenzaum zu beobachten. Welcher Stadtkindergarten kann das schon bieten?

Die oftmals angeführten Nachteile des ländlichen Wohnens, wie die Anschaffung eines Transportmittels, lange Arbeitswege sowie die Abgeschiedenheit, empfinden wir nicht als Hindernisse. Aus unserer Sicht, kann die gute verkehrstechnische Anbindung der Gemeinde Nossen eher als Vorteil gesehen werden. Die umfassenden Fördermöglichkeiten bei der Wiederbelebung von leerstehenden, ländlichen Strukturen und der besondere Charme der alten bäuerlichen Bauweise in diesem Gebiet, machen es in unseren Augen zu einem Geheimtipp, gerade für junge Familien. So lange die Infrastruktur in diesem Landstrich erhalten bleibt, besteht für die Dörfer ein Entwicklungspotential entgegen dem oftmals beschriebenen Trend der Landflucht.

Familie Kirsten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert