SZ: Eltern gegen Schließungspläne

die-kindertagesstaette-in-ilkendorf-soll-bleiben-mit-1449990h

Die Kindertagesstätte in Ilkendorf soll bleiben: Mit Liedern und Sprechchören machten Mädchen und Jungen der Einrichtung sowie Eltern am Donnerstagabend auf dem Nossener Markt auf ihr Anliegen aufmerksam. Die Resonanz der Städter hielt sich allerdings in Grenzen. Foto: Claudia Hübschmann

Eltern gegen Schließungspläne

Lauten Protest gab es auf dem Markt gegen Schließungspläne für die Kita in Ilkendorf.

Von Dieter Hanke

Tapfer hielten bei kaltem Wetter über 50 Kinder, Eltern und weitere Mitstreiter aus Ilkendorf, Wendischbora und anderen Orten am Donnerstagabend auf dem Nossener Markt aus. Mit Trillerpfeifen und Sprechchören protestierten sie gegen die geplante Schließung der Ilkendorfer Tagesstätte ab September dieses Jahres. Aber nur wenige Nossener interessierte das – vielleicht auch deshalb, weil sie nicht selbst diese Sorge mit ihrer supermodernen Kindertagesstätte am Kirschberg haben.

„Wir Einwohner im ländlichen Gebiet gehören aber auch zu Nossen. Dörfer ohne Kindergarten sind Dörfer ohne Zukunft“, sagt Anja Lesch aus Ilkendorf, die als Kassiererin in der Krögiser Norma arbeitet. Da seit Kurzem die Einrichtung in Ilkendorf wegen Wasserschaden und Schimmelbildung geschlossen werden musste, wurden ihre Kinder getrennt – Vanessa (2) geht nun in die Tagesstätte am Kirschberg, Saskia in die Einrichtung auf der Nossener Bismarckstraße. „Für uns

Eltern ist das ein großer Mehraufwand“, sagt sie. Einer Meinung ist sie da mit den anderen Mitgliedern der Elterninitiative wie Bianka Müller oder Katja Zäußler: Die Schäden in Ilkendorf sollten schnell behoben werden und nicht von der Stadt zum Anlass für eine dauerhafte Schließung genommen werden. Tobias Stange aus Gohla: „Wir haben auf dem Land Zuzüge von jungen Familien. Die Gemeinden um uns herum erweitern ihre Kindergärten oder bauen neue. Warum schließt dann ausgerechnet Nossen einen Kindergarten? Für uns unverständlich.“

Der Protest der Elterninitiative auf dem Markt fand genau vor der Sitzung der Nossener Stadträte statt. Am Eingang des Rathauses gingen die Räte an einem Schild vorbei: „Kindergarten Ilkendorf – Wir wollen zurück.“ Die Stimmung zur Bürgerfragestunde war aufgeheizt. Vehement forderten Mitglieder der Elterninitiative und weitere Bürger den Erhalt der Einrichtung und vor allem auch mehr Transparenz zu dieser Frage. Ein Positionspapier wurde der Verwaltung und den Räten übergeben.

Aufschub für Elterninitiative

Ein erster Etappensieg für die Elterninitiative: Der Stadtratsbeschluss zur Schließung in Ilkendorf ab September 2015 wurde von der Tagesordnung genommen. Verwaltung und Räte wollen sich noch einmal gründlich mit der Sache befassen, vor allem auch mit den Kosten. Mehrfach wurde von Räten betont, dass sie die Sorgen der Bürger im ländlichen Raum sehr ernst nehmen und nicht zulassen werden, dass dieser in Sachen Infrastruktur abgehängt wird. So kam auch der Vorschlag, zu prüfen, ob eine Tagesstätte an der Schule in Raußlitz möglich sei, um den Eltern lange Wege zu den Kindereinrichtungen auf dem Kirschberg oder auf der Bismarckstraße zu ersparen.

Doch auch die Argumente der Stadt werden da in die Entscheidungsfindung einfließen. Die Ilkendorfer Kita existiert seit Jahren in einem einstigen Schulgebäude. Das dreistöckige Haus entspricht nicht den Anforderungen an eine zeitgemäße Kita, es gibt Baumängel und andere Defizite. Die Sanierung nur der dringendsten Schäden würde schon über 200 000 Euro kosten. Eine Komplettsanierung könnte knapp eine Million verschlingen. „Aber Fördermittel vom Landkreis erhalten wir dafür nicht“, sagt Bürgermeister Uwe Anke.

Hinzu kommt, dass Nossen in den vergangenen Jahren mit etlichen Millionen eine attraktive Kita mit 200 Plätzen auf dem Kirschberg gebaut und auch die Einrichtung auf der Bismarckstraße gründlich modernisiert hat. Nossen kam damit dem gesetzlichen Anspruch der Eltern auf einen Kita­Platz nach. In der neuen Einrichtung auf dem Kirschberg wurden so auch perspektivisch 40 Plätze mehr geschaffen, um dies auszugleichen, wenn mal die Einrichtung in Ilkendorf geschlossen werden sollte. Nossen hatte bislang dort die Kinderplätze benötigt. Doch jetzt ist Tatsache, dass die Kinderzahlen in Ilkendorf zurückgehen. Ab Sommer 2015 würden dort nur noch etwa 20 Kinder betreut werden, was für Personalplanung und Unterhalts­ Kosten weitere Probleme nach sich zieht.

Sächsische Zeitung, Ausgabe Meißen vom 14.3.2015

 

 

 

Ein Gedanke zu „SZ: Eltern gegen Schließungspläne“

  1. Hallo,
    Vielleicht sollte man mal überlegen, ob man einen Kindergartenm mit speziellem Konzept anbietet. Z.B. einen Kneippkindergarten. Der könnte auch das Einzugsgebiet vergrößern und für Eltern attraktiv sein, die weiter weg wohnen.
    LG Conny

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert